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Freiburg (Breisgau) | Freiburger Dialekt

Freiburger Dialekt

Die nach Karlsruhe zwischen 1945 und 1952 zur badischen Landeshauptstadt erhobene Stadt Freiburg gilt seither als die badische Metropole und natürlich wäre hier auch der "Badische Dialekt" zuhause. Korrekt sollte es es aber "Alemannische Sprache" heißen, denn Badisch ist eigentlich keine eigene Mundart, sondern eher ein politischer Begriff. Das Wort "badisch" bezieht sich auf das ehemalige Großherzogtum Baden. In diesem großen Gebiet werden im Norden fränkische Dialekte gesprochen, wozu unter anderem das Kurpfälzische gehört.

Alemannische Bühne
Die heute im Südwesten des deutschsprachigen Gebietes - wie auch in Freiburg - gesprochenen Sprache wird von der Sprachwissenschaft zum Alemannischen gezählt. Die Bezeichnung "Alemannisch" greift den Volksnamen der Alemannen auf, auf dessen Kultur- und Lebensraum bis heute das Alemannische zuhause ist. Dieses Alemannische wird nicht nur in Freiburg und dem Südschwarzwald gesprochen, sondern in einem Großteil von Baden-Württemberg und Bayern (Allgäu), in Frankreich (Elsass), in Österreich (Vorarlberg), im Fürstentum Liechtenstein, in der deutschsprachigen Schweiz, aber auch in kleinen Sprachinseln in Norditalien. Innerhalb des Alemannischen gibt es natürlich große Unterschiede in Wortschatz und Aussprache. Durch die westlichen Stadtteile von Freiburg verläuft sogar eine Mundartgrenze zwischen Niederalemannisch und Hochalemannisch. Die beiden Winzerdörfer Opfingen und Tiengen am Tuniberg gehören noch zum hochalemannischen, die übrigen Stadtteile zum niederalemannischen Dialektraum.

Muettersproch-Gsellschaft
Freiburgs alemannischer Name lautet schon seit Jahrhunderten "Friburg im Brisgau". Der alemannische Geschichtenschreiber Johann Peter Hebel sagte über die Stadt in seinem Gedicht Der Schwarzwälder im Breisgau einst: "Z`Friburg in der Stadt - sufer isch`s und glatt, richi Here, Geld und Guet, Jumpfere wie Milch und Bluet, z`Friburg in der Stadt." Hier erkennt man auch die Besonderheit des Alemannischen. In Freiburg sagt man "Huus" zum Haus, der Wein ist der "Wii", die Maus die "Muus", das Weib das "Wiib", die Straßen sind suufer (sauber) und durch die Adern eines echten Freiburger fließt "Bluet". Das Alemannische hat über die Jahrhunderte viele mittelhochdeutsche Spuren behalten. Das sprachliche Charakteristikum ist hierbei, dass im Alemannischen nur ein Monophthong (Vokal) steht, wo sonst gleich dem Neuhochdeutschen ein Diphthong zu finden ist, d.h. die Setzung zweier Vokale in einer Silbe. Alemannische Merkmale lassen sich sogar am Freiburger Münster in Form einer Inschrift finden. Auf der rechten Seite des Westportals befindet sich in gotischen Lettern ein Text mit Marktterminen aus dem Jahr 1403, mit den alemannischen Begriffen "Zistag" für Dienstag - im Alemannischen heute "Zischdig" oder der Begriff "Kilwi" für Kirchweihe.

Münsterturm Freiburg: Inschrift in gotischen Lettern
Im Gegensatz zum Schriftdeutsch wird im Alemannischen das "e" nach einem "i" bei Wörtern mit "ie" ausdrücklich ausgesprochen, also "lieb" spricht man "li-eb". Bei Wörtern mit nach "u" und "ü" wird häufig ein "e" ausgesprochen, der Bruder wird dann zum "Brueder", "Hueschde" für Husten oder "behüede" für behüten. Und auch in seiner Aussprache der Konsonantenkombinationen "sp" und "st" gibt der Freiburger seine alemannische Herkunft schnell preis. Denn in Freiburg öffnet man für Frischluft das "Fenschter", der "Brueder" besucht seine "Schweschter", anstatt eines Festes feiert man hier ein "Fescht". Bei den Verben verschwindet meistens das "n" in der Aussprache, also "laufe", "esse", "küsse" oder "tanze". Eine Besonderheit des Freiburger Alemannischen ist die Verkleinerungsform "le" wie in "Bächle", "Weckle", "Bobbele", Viertele oder Schwabentörle. Im Alemannischen wird die Verkleinerungsform normalerweise mit "li" gebildet, wie in Männli, Hüüsli, Zetteli, Schränkli oder Drückerli für Umarmung.

Niederalemannisch
Doch so schön und kulturell bedeutsam diese Sprache ist, so spielt sie im Alltag der Freiburger scheinbar eine immer kleinere Rolle. Das ist natürlich nicht nur ein Phänomen in Freiburg, sondern das Verschwinden der traditionellen Sprachen ist ein bundesweiter und globaler Trend. Nationale und internationale Migration verändern die Zusammensetzung der Bevölkerung in einem rasanten Tempo, die aktive und bewusste Weitergabe der Sprache der Einheimischen an die kommenden Generationen wird vernachlässigt, auch aus Prestigegründen. Die Omnipräsenz der neuen und alten Medien ebnen dem Schriftdeutschen den Eingang in die Wohnstuben der Menschen rund um die Uhr. Allenfalls wird das Alemannische noch verwendet im familiären Bereich und unter engen Freunden, in Vereinen oder anderen Situationen, bei denen es um Nähe, Zugehörigkeit und Gemeinschaftsgefühl geht. Gleichzeitig können heute alle jederzeit auf die Schriftsprache als formale - aber eher distanzierte Standardsprache - zurückgreifen, abhängig von der jeweiligen Situation und dem Gesprächspartner. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Freunde der sprachlichen Vielfalt in Deutschland und Sprachwissenschaftler bei ihren Untersuchungen immer wieder zu dem besorgniserregenden Schluss kommen: das Fundament der Schrift- bzw. Hochsprache - die deutschen Dialekte - sind auf dem Rückzug und sterben in manchen Regionen - wie auch in Freiburg - sogar nahezu aus. Damit ist nicht gemeint, das man manchmal noch einzelne Wörter im Alltag vernimmt, sondern der Dialekt insgesamt als Kulturgut und selbständige Sprache wird es einfach nicht mehr geben.

Der Schwarzwälder im Breisgau: Z`Friburg in der Stadt
Freiburg ist trotz dem Verschwinden der Mundart dennoch das kulturelle und wissenschaftliche Zentrum Südbadens, wenn es um die Erforschung und die Bewahrung des Alemannischen geht. Die Stadt ist bereits seit 1914 die Heimat des Badischen Wörterbuchs, in dem die verschiedenen badischen örtlichen Mundarten zusammengefasst werden. Es besteht aus vier Bänden mit jeweils etwa 700 bis 800 Seiten, am fünften und letzten Band wird noch immer gearbeitet. Derzeit kann man in den vier Bänden Zehntausende badische Stichwörter nachschlagen. Die 1965 gegründete Muettersproch-Gsellschaft und ihre fast 3000 Mitglieder haben sich Erhalt und Pflege der alemannischen Mundart auf die Fahnen geschrieben. Sie organisieren Dichterlesungen, geben Mundartbücher und die Zeitschrift "Alemannisch dünkt üs guet" heraus. Der populäre Aufkleber "Bi uns cha mer au alemannisch schwätze" ist an vielen Autos und Türen zu finden.

Alemannischer Sprachraum
Die Akteure auf der Alemannischen Bühne und der Freiburger Mundartgruppe - allesamt Nicht-Profis und Muttersprachler - haben sich mit Herz und Seele der Pflege ihrer heimatlichen Kultur mit ihren zahlreichen Auftritten im Jahr verschrieben. In breitestem Alemannisch wird auf der Alemannischen Bühne gelacht, gelästert und geflucht. Das Alemannische Institut Freiburg ist eine Vereinigung von Wissenschaftlern, die sich die landeskundliche Erforschung des alemannisch-schwäbischen Sprach- und Siedlungsraumes zum Ziel gesetzt hat. Durch die rund 200 Mitglieder des Instituts sind nahezu alle wissenschaftlichen Fachrichtungen vertreten, die zu einer umfassenden und interdisziplinären Landeskunde im Alemannischen Kultur- und Sprachraum beitragen können. In der fünften Jahreszeit in Freiburg ist als letzte Bastion die Alemannische Sprache nicht nur salonfähig, sondern fester Bestandteil der Schwäbisch-alemannischen Fasnacht. Spätestens wenn die Narren am "Schmutzige Dunnschdig" das Regiment im Rathaus übernehmen, ist die offizielle Stadtsprache eindeutig Alemannisch.
Freiburger Dialekt

Foto: Freiburger Dialekt

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