Freiburg-Herdern
Das ehemalige Winzerdorf Herdern (alem. Herdere) liegt am Ausgang eines Tales, das sich vom 737 Meter Hohen Rosskopf nach Westen öffnet. Herdern gehört zu den am frühsten besiedelten Orten des heutigen Stadtkreises Freiburg. Durch das alte Dorf fließt der Glasbach. In Herdern gibt es vier größere Schulen, die Weiherhof Grundschule, Die Weiherhof Realschule, das humanistische Friedrichs-Gymnasium und das mathematisch-naturwissenschaftliche Droste-Hülshoff-Gymnasium. Darüber hinaus gibt es mit der Katholische Fachhochschule Freiburg (KFH), der Fakultät für Biologie der Albert-Ludwigs-Universität mit dem Botanischen Garten sowie einer Außenstelle des Universitätsklinikums (Hautklinik) auch einige Hochschuleinrichtungen in Herdern. Im Gebäude eines ehemaligen Eisenbahner-Waisenhauses (Händelstraße) ist heute ein Wohnheim des Studentenwerks Freiburg für Studierende untergebracht.Die klimatisch ausgesprochen günstige Lage im Tal, die man auch heute noch zu schätzen weiß, sowie die Wälder mit seinen zahlreichen Frischwasserquellen boten Menschen schon im frühen Mittelalter ideale Siedlungsbedingungen. Urkundlich wird Herdern erstmals im Jahr 1008 n. Chr. erwähnt. Seit 1457 gehört das Dorf Herdern bereits zur Stadt Freiburg. Zuvor war es im Besitz der Herzöge von Zähringen. Diese vererbten es an die Grafen von Freiburg und später gelangte das Dorf im den Besitz der Herren von Fürstenberg. Eine Besonderheit für Herdern war, dass der Bischof von Straßburg noch bis ins 15. Jahrhundert Oberlehnsherr des Dorfes war. Der Dinghof für Herdern stand am Ende der Karlsstraße, Ecke Hauptstraße, an der Stelle des heutigen Blindenheims. Geht man von hier 20 Meter nach rechts, die Hauptstraße entlang, so sieht man noch im Toreingang des heutigen Hauses das Herdermer Wappen, welches an den alten Dinghof erinnert.
Der Dinghof selbst war früher allgemein der Ort einer Versammlung der Bewohner eines Dorfes. Dies geht auf einen wesentlich älteren germanischen Brauch zurück, solche Versammlungen an bestimmten Orten abzuhalten. Sie kamen dort zusammen, um wichtige Angelegenheiten zu besprechen und Gerichtsverhandlungen abzuhalten. Im Herdermer Dinghof saß ein Vogt im Namen der Besitzer des Dorfes und verwaltete in deren Auftrag die Angelegenheiten Herderns, sprach Recht und trieb auch die Steuern ein. Beim Dinghof stand gegen Ende des Mittealters ein kleines Wasserschloss, später auch Weiherhof genannt. Daran erinnert heute noch die Weiherhofstraße. Den Weiher, der einstmals zum Schloss gehörte, legte man erst gegen Ende des 19. Jahrhundert trocken. Als Herdern im Jahr 1457 zur Stadt kam, erwarben die Bewohner des Dorfes sofort das Bürgerrecht. Durch die Nähe zu Freiburg (Altstadt) teilte das Dorf die Schrecken der Kriege im 16. und 17. Jahrhundert. Zur Gründerzeit im 19. Jahrhundert wurde Herdern neben der Wiehre ein beliebter Bauplatz für Zugezogene.
Zahlreiche Villen aus dem ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert zeugen heute noch von der intensiven Bautätigkeit zwischen dem ehemaligen Dorfkern und der Altstadt. Vor allem im Bereich Mozartstraße und Stadtstraße wurden viele Häuser im damals modernen Jugendstil erbaut. Aber daran, dass Herdern über Jahrhunderte hinweg in erster Linie ein Winzerdorf war, erinnert heute leider fast gar nichts mehr. Dort, wo heute an den Berghängen Haus an Haus steht, lagen früher ausgedehnte Rebberge und Obstbäume. Doch zu Beginn des 20igsten Jahrhunderts verschwanden sie zusehends. Zahlreiche liquide "Häuslebauer" kauften den Weinbauern das Land ab und errichteten sich auf den erworbenen Grundstücken ihr eigenes Wohnheim. Alleine die dem Schutzpatron der Rebleute gewidmete Urbanskirche und ein kleines Stück Rebfläche oberhalb der Kirche lassen noch erahnen, dass es auch mal andere Zeiten gab.
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