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Bahnstrecke Kappel Gutachbrücke-Bonndorf

Als Bahnstrecke Kappel Gutachbrücke-Bonndorf, im Volksmund einst Bonndorfer Bahn genannt, bezeichnet man eine stillgelegte Nebenbahn im Hochschwarzwald. Die Erinnerung an an diese Bahn, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts errichtet wurde, wird heute durch einen besonderen Fahrradweg, den so genannten Bähnli-Radweg, wachgehalten. Nachdem sich die Eisenbahnplaner Badens lange Zeit den Kopf darüber zerbrochen hatten, wie eine Bahnstrecke von Neustadt nach Bonndorf verlaufen könnte, begann man schließlich im Jahr 1902 mit den Nivellierungsarbeiten. Die Entscheidung für den Schienenverlauf fiel auf eine Strecke von Neustadt über Lenzkirch-Kappel nach Lenzkirch. Dort befand sich ein Kopfbahnhof. Ein Kopfbahnhof ist ein Bahnhof, durch welchen die Züge nicht durchfahren können. Statt dessen müssen die eingefahrenen Züge rückwärts wieder aus dem Bahnhof hinaus.

Zu diesem Zweck muss bei einigen Zugtypen die Lokomotive abgekoppelt und eine andere Lokomotive auf der anderen Seite wieder angekoppelt werden, was den Aufenthalt eines Zuges im Bahnhof deutlich verlängert. Kopfbahnhöfe werden nur dort gebaut, wo aufgrund der Platzverhältnisse ein durchgehender Bahnhof nicht möglich ist. Der Vorteil liegt und lag in Lenzkirch in der Platzersparnis. Allerdings stellte sich in den 60igern des letzten Jahrhunderts der Ablauf des Betriebes im Kopfbahnhof Lenzkirchs als zeitlicher Nachteil heraus, als Auto und Individualverkehr begannen, der Bahn des Rang des schnellsten Verkehrsmittel abzunehmen. Nach den Nivellierungsarbeiten ließ der eigentliche Baubeginn noch bis zum September des Jahres 1905 auf sich warten. Die Bauleitung übernahm damals die Mannheimer Baufirma "Grün und Bilfinger". Sie griff bei der Ausführung der Bauarbeiten auf über 1000 erfahrene italienische Arbeiter zurück, die schon an anderen Orten Erfahrungen bei schwierigen Bahntrassen erworben hatten.

Die offizielle Eröffnung der Strecke zwischen Neustadt, Lenzkirch und Bonndorf sollte am 24. September 1907 in Anwesenheit des badischen Großherzogs stattfinden. Doch es kam anders als man plante. Weil der badische Großherzog Friedrich II. bedauerlicherweise im Sterben lag, wurden telegrafisch alle Feiern untersagt. Nur ein Sonderzug mit Schulkindern aus Bonndorf durfte am darauf folgenden Tag von Bonndorf nach Neustadt fahren. Der normale Bahnbetrieb wurde am 26. September 1907 aufgenommen. Am 25. Oktober 1907 holte man die Einweihung der Bahnstrecke nach. Ein Sonderzug verließ um morgens um 10. Uhr Neustadt. Auf allen Stationen wurden Ehrengäste willkommen geheißen. In Lenzkirch hatte die Gemeinde zu einer Erfrischung eingeladen. Gegen 13. Uhr erreichte der Sonderzug schließlich Bonndorf. Dort fand ein großer Festzug durch die Stadt und ein Festessen im "Gasthaus Hirschen" statt. Am Abend gab es dann noch im früheren Bahnhofshotel Vogt, welches heute Schwarzwaldhotel heißt, ein festliches Bankett mit zahlreichen eingeladenen Gästen.

Die Strecke zwischen Neustadt und Bonndorf war von Anfang an als Nebenbahn konzipiert, ein weiterer Anschluss über Bonndorf und das Wutachtal war nicht eingeplant. Das größte Bauwerk der Strecke war die Klausenbachbrücke bei der Löffelschmiede. Sie ist heute noch erhalten und zählt zu den Attraktionen des Bähnle-Radwegs. In den ersten Jahren des Bahnbetriebs wurde die Strecke intensiv genutzt. Fünf Personenzugpaare und ein Güterzug befuhren täglich die Strecke. Die Züge dampften von und nach Neustadt, wobei in Kappel-Gutachbrücke Anschluss in Richtung Donaueschingen bestand. Ab dem Sommerfahrplan 1908 gab es für einige Jahre sogar durchgehende Züge von Freiburg bis Bonndorf, denn der Tourismus wurde als Wirtschaftsfaktor für den Hochschwarzwald immer wichtiger. Die Lokomotive des letzten Zuges blieb dann über Nacht im Bonndorf stehen.

Neben dem Personenverkehr lag die Hauptaufgabe der neuen Strecke lange Zeit im Güterverkehr und hier insbesondere in der Holzabfuhr. Deshalb erhielten auch sämtliche Bahnhöfe entlang der Strecke Holzverladerampen. Täglich wurden leere Wagen an die entsprechenden Bahnhöfe hingebracht und die beladenen schließlich wieder abgeholt. Nach der Währungsreform 1948 wurde der Betrieb der Verladestationen eingestellt. Nach dem Ersten Weltkrieg wirkten sich auch die ökonomische Krisen der 20iger auf den Bahnbetrieb aus. Erst der Neubau der Ravennabrücke und die Umstellung von Zahnradbahn auf normale Gleise im Höllental brachten eine Verbesserung. Dadurch ließen sich kräftigere Lokomotiven einsetzten, die von Freiburg nach Bonndorf durchfahren konnten. Im Jahr 1936 wurde die Höllentalbahn als eine der ersten Bahnstrecken im Süden überhaupt von Freiburg bis Neustadt und in Verlängerung die Dreiseenbahn zum Schluchsee für einen Großversuch mit 50Hz Wechselstrom aus der Landesversorgung elektrifiziert. Doch die weiter östliche liegenden Bahnstrecke von Neustadt nach Donaueschingen und Neustadt nach Bonndorf könnten einen solchen elektronischen Fahrdraht nicht erhalten.

Im Zweiten Weltkrieg waren die Eisenbahnen im Hochschwarzwald mitunter auch Ziel militärischer Angriffe. Man wusste, dass die Nachschubwege für die Front im Westen auch über den Schwarzwald führten. So wurde im Herbst 1944 ein Personenzug zwischen Kappel-Gutachbrücke und Kappel-Grünwald durch Jagdbomber angegriffen. Mehrere Tote und Verletzte waren zu beklagen. Die Zerstörung der Bahnstrecke gelang den Alliierten allerdings nicht. Als in den letzten Kriegstagen deutsche Truppen die Ravennabrücke im Höllental und die Bregbrücke bei Hüfingen sinnlos sprengten, war kein Zugverkehr mehr möglich. Anfang 1946 war die Strecke nach Donaueschingen wieder notdürftig repariert und auch Bonndorf wurde wieder täglich mit zwei Zugpaaren angefahren.

Am aufblühenden Tourismus in Bonndorf in den 1950igern und 1960igern war auch die Eisenbahn maßgeblich beteiligt. So fuhren in den Sommermonaten die Touropazüge durchgehend von Hamburg oder vom Ruhrgebiet aus nach Bonndorf. Vor allem die vielen Kinderheimsonderzüge kamen im Vier-Wochen-Rhythmus nach Bonndorf und brachten Kinder aus dem Ruhrgebiet in die hier ansässigen Kinderheime zur Erholung. Doch das Ende der Bahn war in den 1960igern nicht aufzuhalten. Erst ersetzte man die Dampflok durch Schienenbusse, später wurde die Bahn immer mehr durch das Auto ersetzt. Im Jahr 1966 hatte man schließlich den Personenverkehr nach 59 Jahren eingestellt. Die Triebwagen wurden durch Pendelbusse ersetzt. Nur der Güterverkehr ließ die Strecke zwischen Neustadt und Bonndorf weiterleben. Als die Zahl der Güterwagen zu gering wurde, entschloss man sich für die endgültige Stilllegung im Dezember 1976 und riss die Gleisanlagen ab.

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