Carl Oswald Viktor Engler (1842-1925)

Carl Oswald Viktor Engler wurde am 05. Januar 1842 als Sohn eines Pfarrers in Weisweil nördlich des Kaiserstuhls geboren. Er besuchte in seiner Jugend die Lateinschule in Emmendingen und die Realschule in Freiburg. Später studierte er ab 1859 Chemie an der Technischen Fachschule Karlsruhe, wo er bereits 1863 eine Stelle als wissenschaftlicher Assistent bekam. Im Jahr 1864 wurde Engler an der Universität Freiburg zum Dr. Phil promoviert und lehrte anschließend dort nach seiner Habilitation von 1867 bis 1872 als Privatdozent. Ab 1872 arbeitete Engler als Professor für Chemie an der Universität Halle (Saale), wo er 1872 sein zweibändiges "Handbuch der technischen Chemie" veröffentlichte. Im Jahr 1876 wurde Carl Oswald Viktor Engler Professor für chemische Technologie und Direktor des chemisch-technischen Laboratoriums der Polytechnischen Schule Karlsruhe, die sich ab 1885 Technische Hochschule Karlsruhe nennt. Ab 1887 wirkte er dort als Professor für Chemie sowie Direktor der Karlsruher Hochschule.

Im Jahr 1870 veröffentlichte Engler zusammen mit Adolph Emmerling eine Arbeit, in der die beiden erstmals über die Bildung von Spuren des Indigo aus einem Material berichteten, das nicht aus Indigo abgeleitet ist. Indogo, die spanische Bezeichnung für das "Indische", ist der älteste blaue, lichtechte Küpenfarbstoff. Damit schufen die beiden Chemikern ein Schritt zur "Indigo-Synthese", die Adolph von Baeyer 1878 erstmals gelang. Ab 1884 wandte sich der Weisweiler Chemiker der Erdölchemie zu. Er unternahm 1885 eine Studienreise in das Erdöl-Fördergebiet im Kaukasus, später auch in den Nahen Osten sowie nach Nordamerika. Und hierbei stellt er fest, dass die damalige Theorie über die Entstehung des Öls aus Gesteinen nicht stimmen konnte. Er bemerkt in einer seiner Schriften: "Das Erdöl ist aus Tieren und Pflanzen, aus Mikroorganen, entstanden, in Meeren und Faulschlämmen, in grauer Vorzeit".

Er unterstreicht seine Theorie der vorzeitlichen Entstehung aus Mikroorganismen, als es ihm gelingt, im Petroleum das Blutfett Cholesterin nachzuweisen. Und als er zeigen kann, dass man aus Fischtran und Pflanzenfett Erdöl erhält, sobald man die Fette unter hohem Druck destilliert, ist seine Theorie bestätigt. 1907 fasst er seine Erkenntnisse zusammen. Zusammen mit H. von Hofer veröffentlichte er 1919 das sechsbändiges Standartwerk "Das Erdöl - Seine Physik, Chemie, Geologie, Technologie und sein Wirtschaftsbetrieb". Der Weisweiler Engler wurde mit dieser Veröffentlichung zum Vater der Erdölchemie. Neben den wissenschaftlichen Arbeiten im Bereich Erdöl erforschte er unter anderem die Eigenschaften des Ozons. Neben seiner Arbeit als Chemiker engagierte er sich aber auch in der Politik. Von 1887 bis 1890 saß er im Reichstag, von 1890 bis 1904 in der Ersten Kammer der Badischen Landstände. Ab 1903 war Engler Mitglied im Aufsichtsrat der BASF, wo er unter anderem Einfluss nahm auf die Entwicklung der Ammoniaksynthese nach Haber-Bosch. Carl Oswald Viktor Engler stab am 07. Februar 1925 in Karlsruhe.

Leistungen
# Erste vollständige Synthese des Farbstoffes Indigo
# Ozonforschung
# 1872/74 Veröffentlichung des zweibändigen Handbuchs der technischen Chemie
# Ab 1884 bahnbrechende Studien zur Erdöl-Chemie, mit denen er die Theorie von der organischen Erdölentstehung stützen konnte
# Erfindung des Engler-Viskosimeters zur Bestimmung der Viskosität von Erdöl in Engler-Grad
# Einsatz für die Gleichstellung der Technischen Hochschule mit Universitäten, insbesondere beim Promotionsrecht

Ehrungen
# Verleihung der Ehrendoktorwürde an der Universität Berlin und Darmstadt (1911)
# Verleihung der Ehrendoktorwürde an der Universität München (1918)
# Benennung von Carl-Engler-Schulen
# Benennung von Englerstraßen
# Benennung des Engler-Bunte-Ring in Karlsruhe
# Carl-Engler-Medaille: Diese Plakette wird von der Hamburgischen Deutschen Wissenschaftlichen Gesellschaft für Erdöl, Erdgas und Kohle (DGMK) verliehen.