Narrenschiff
Als Narrenschiff bezeichnet man ein erfolgreiches deutschsprachiges Buch, das gegen Ende des 15. Jahrhunderts erschien. Das Narrenschiff von Sebastian Brant (1457-1521) wurde im Jahr 1494 von Johann Bergmann von Olpe in Basel gedruckt. Es entwickelte sich zu den erfolgreichsten und beliebtesten deutschsprachige Büchern des 15. und 16. Jahrhunderts. Das Werk wurde 1497 ins Lateinische übersetzt und durch Weiterübersetzungen in verschiedene Landessprachen in ganz Europa verbreitet. Beim Narrenschiff handelt es sich um ein satirisch-typologisches Versgedicht. Es erzählt von einem Schiff voller Menschen, die auf der Suche nach einem Paradies für Narren sind und wegen ihres falschen Verhaltens sterben müssen. Jede Figur verkörpert eine menschliche Torheit oder ein Laster wie Gefräßigkeit, Ehebruch und Gotteslästerung. Das Narrenschiff ist vor allem eine Anklage der Dummheit, Bosheit und Gottlosigkeit der Vertreter mittelalterlicher Stände und Berufe. Das Werk erfuhr im Laufe der Zeit viele Überarbeitungen und Übersetzungen in nahezu alle europäischen Sprachen. Die Narrenliteratur des 16. und 17. Jahrhunderts wäre ohne das Narrenschiff kaum vorstellbar, denn viele Autoren wie z.B. Hans Sachs, Abraham a Sancta Clara (Johann Ulrich Megerle), Johann Fischart und Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen nahmen das Narrenschiff als Grundlage. Das Narrenschiff gehört bis heute als Musterbeispiel einer satirischen Literatur, die die Belehrung über die menschlichen Schwächen und die Kritik des Zeitgeistes zum Inhalt hat.Anzeige