Ausstellung: Der Osterritt

„Am Ostersonntag 1963 endlich packte er seinen Traum bei den Ohren:
Er zog seine Islandstute Sweina aus dem Stall, sattelte sie, steckte Skizzenbuch,
Rasierzeug und Zahnbürste in die Satteltaschen, winkte Frau und Kind zum Abschied und ritt davon.“

Helmut Andreas Paul Grieshaber, besser bekannt als HAP Grieshaber (1909–1981), ist im Bereich Holzschnitt einer der be­kanntesten deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts. Als gelernter Schriftsetzer setzte er sich früh mit unterschiedlichen Druckverfahren auseinander und erneuerte nach 1945 den Linienholzschnitt. Er schuf zahlreiche großformatige, abstrahierende Werke zu gesellschaftspolitischen und religiösen Themen. Er galt als bodenständig und eigenwillig. Seine Kunst sollte für alle sichtbar und zugänglich sein.

Die Themen seines künstlerischen Schaffens reichen von naturalisti­schen Darstellungen der Schwäbischen Alb, über religiöse und mythologi­sche Themen bis hin zu aktuellen politischen Fragen. Im April 1963 ritt HAP Grieshaber mit einem Islandpony von Reutlingen aus über die Hochfläche der Schwäbischen Alb bis zu seinem Geburtsort Rot an der Rot. Er erfüllte sich damit einen lang gehegten Lebenstraum. Im Anschluss an seine Reise und auf der Grundlage seines Reisetagebuchs fertigte Grieshaber die prägnante Holzschnittserie „Der Osterritt“. Die 39 Farbholzschnitte umfassende Serie spiegelt seine persönlichen Eindrücke und Begegnungen während seiner Reise wider. Die Gestaltung der Drucke zeichnet sich durch eine farbenfrohe, teilweise aber auch sehr re­duzierte Bildsprache aus.

Die Ausstellung lädt dazu ein, sich mit der eigenwilligen, unverwechselbaren Bildsprache Grieshabers auseinanderzusetzen sowie die Technik des Holzschnitts kennenzulernen.