Alemannisch dunkt üs guet
"Alemannisch dünkt üs guet" ist der Titel der Mitgliederzeitschrift der Muettersproch-Gsellschaft. Der 1965 gegründete Sprachverein zur Pflege und Erhaltung der alemannischen Mundart gilt neben dem Verein schwäbische mund.art und dem Elsassisches Sprochamt als die Institution, die sich über die Landesgrenze hinaus für den Erhalt und die Pflege der alemannischen Sprache kümmert. Ausgerechnet der griffige Titel "Alemannisch dünkt üs guet" - der sich mit dem Kleberli "Bi uns cha me alemannisch schwätze" zum überregional bekannten Slogan entwickelt hat, zeigt das Spannungsverhältnis, in dem sich heute viele Sprachen befinden: Sie sterben Wort für Wort aus.Eines dieser aus dem täglichen Wortschatz verschwunden Wörtern ist das Verb "dünke", das man mit "scheinen" oder "den Anschein haben" übersetzten kann. Wer sich als etwas Besseres dünkt, der hat Dünkel (Hochmut). Dabei bildet er sich zu Unrecht etwas auf sich ein, was er nach dem Gutdünken (Erachten, Abwägung) seiner Zeitgenossen aber nicht ist. Der Standesdünkel bezeichnet den Hochmut eines Standes gegenüber anderen. Wem etwas dünkt, der verleiht dem Zweifel an seiner Wahrnehmung Ausdruck, es könnte so sein oder auch nicht: "Mich dünkt, das Unwetter wird uns bald erreichen".
In der klassischen Literatur begegnet uns das Verb in Goethes Faust "Mich dünkt, die Alte spricht im Fieber". Johann Georg Jacobi (1740-1814) - ab 1784 Professor der schönen Wissenschaften in Freiburg im Breisgau, schrieb in einem seiner Briefe: "Es weht, dünkt mich, eine pestartige Luft um uns, die jede aufkeimende Blume der bessern Gefühle, jede Anstrengung für etwas, das zum Menschenleben gehört, welken und erschlaffen macht". Das Wort selbst geht auf das Altdeutsche "thunken" bzw germanisch "thunkjan" zurück und ist verwand mit "denken". Es versteckt sich ebenso im englischen "methinks" für "mich dünkt" oder "to think" für denken, das ursprünglich die alte Bedeutung "scheinen" hatte.
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