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Alemannisch | Johann Peter Hebel: Der Sommerabend

Johann Peter Hebel: Der Sommerabend

Das Gedicht "Der Sommerabend" von Johann Peter Hebel (1760-1826) erschien erstmals im Jahr 1803. Das literarisches Schaffen von Johann Peter Hebel als Autor des Gedichtes begann bereits Ende des 18. Jahrhunderts und mündete 1803 in seinem ersten veröffentlichten Werk "Allemannische Gedichte: für Freunde ländlicher Natur und Sitten". Das Gedicht "Der Sommerabend" ist im Wiesentäler Dialekt geschrieben, eine alemannischen Mundartvariante, die dem Hochalemannischen zugeschrieben wird.

Oh, lueg doch, wie isch d`Sunn so müed,
lueg, wie si d`Haimet abezieht!
O lueg, wie Strahl um Strahl verglimmt,
un wie si`s Fazenetli nimmt,
e Wülkli, blau mit rot vermüscht,
un wie si an der Stirne wüscht.

`s isch wohr, si het au übel Zyt,
im Sumrner gar: der Weg isch wyt,
un Arbet findt si überal,
in Huus un Feld, in Berg un Tal.
`s will alles Liecht un Wärrni ha
un spricht si um e Segen a.

Mengg Blüemli het sie uusstaffiert
un mit charmante Farbe ziert
un menggem Immli z`trinke gee
un gfroogt: Hesch gnueg, un witt no meh?
Un`s Chäferli het hintenoo
doch au si Tröpfli überchoo.

Meng Soomechöpf li het si gsprengt
un`s zytig Söömli uuseglengt.
Henn d`Vögel nit bis z`allerletscht
e Bettles gha un d`Schnäbel gwetzt?
Un kain goht hungerig ins Bett,
wo nit si Tail im Chröpfli het.

Un wo am Baum e Chriesi lacht,
se het sim roti Bäckli gmacht;
un wo im Feld en Ahri schwankt,
un wo am Pfohl e Rebe rankt,
se het si eben abeglengt
un het`s mit Laub un Bluest umhängt.

Un uf der Blaichi het si gschafft
hütie un ie uus aller Chraft.
Der Blaicher het si selber gfreut,
doch het er nit: vergelt`s Gott! gsait.
Un het e Frau ne Wöschli gha,
se het si trochnet druf un dra.

`s isch weger wohr, un überal,
wo d`Sägesen im ganze Tal
dur Gras un Halme gangen isch,
se het si gheuet froh un frisch.
Es isch e Sach, by miner Treu,
am Morge Gras un z`Obe Heu !

Drum isch si jetz so sölli müed
un bruucht zuem Schloof kai Obelied;
kai Wunder, wenn si schnuuft un schwitzt,
Lueg, wie si dört ufs Bergli sitzt!
Jetz lächlet si zuem letschtemool;
j etz sait si: Schloofet alli wohl !

Un dunten isch si! Bhüet di Gott!
Der Guhl, wo uf ein Chilchturn stoht,
het no nit gnueg, er bschaut si no.
Du Wunderfitz, was gaffsch denn so?
Was gilt`s, sie tuet der ball derfür
un zieht e roten Umhang für.

Si duuret ain, die gueti Frau,
si het ihr redli Huuschtütz au.
Si lebt gwiß mit ein Maa nit guet,
un chunnt si haim, nimmt er si Huet.
Un was i sag: jetz chunnt er bald;
dört sitzt er scho im Fohrewald.

Er macht so lang, was triibt er echt?
Me maint schier gar, er trau nit recht.
Chumm numme, si isch nümme do;
`s wird alles sii, se schlooft si scho.
Jetz stoht er uf, er luegt ins Tal,
un`s Möhnli grüeßt en überal.

Denkwohl, mer göhn jetz au ins Bett;
un wer kai Dorn im Gwisse het,
der bruucht zuem Schloofe au kai Lied;
me wird vom Schaffe selber müed;
un öbbe hemmer Schöchli gmacht!
Drum geb is Gott e gueti Nacht!

| Johann Peter Hebel (1760-1826) | Hochalemannisch | Wiesentäler Dialekt

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