Hansafüratle
Das Hansafüratle in Markdorf ist ein besonderer Brauch, der schon seit Jahrhunderten in der Stadt am Gehrenberg am Johannistag gepflegt wird. Der nur in Markdorf existierende Brauch zum Gedenken an den Geburtstag von Johannes dem Täufer beginnt um die Mittagszeit. Während um 12 Uhr das Angelusläuten vom Kirchturm erklingt, tanzen die Kinder, sich an den Händen haltend, um das lodernde Feuer vor der Kirche St. Nikolaus. Dabei beten sie den "Engel des Herrn". Später ziehen die Kinder dann durch die Gassen der Stadt und rufen den Hansafüratle-Spruch zu den Fenstern hoch: "Hansa, Hansa, Füratle, gebt uns au a Schüratle, o Gloria, Frau isch Meister un it de Herr. Mir wend a Fässle klepfe. Gib uns Nüss un Äpfel. Doher!!, doher !!". Aus den Fenstern fliegen den Kindern Süßigkeiten, Gutsele, Dörrobst und Früchte zu. Und wo die Fenster geschlossen bleiben, bleibt auch der Spott nicht aus: "Es hänget a Gäbele an der Wand, es isch a Spott, es isch a Schand!!!". Über die Geschichte dieses Brauches ist nur sehr wenig bekannt. Man kann vielleicht davon ausgehen, dass die Pestepidemien oder die Folgen des Dreißigjährigen Krieges viele Kinder zu Waisenkindern gemacht hat, die dann häufig hungernd und bettelnd durch die Gassen der Städte gezogen sind.Anzeige