Numme net huddle - die badische Siesta
Die Siesta in Spanien ist die Mittagsruhe und die Spanier werden um ihre Ruhepause im Alltag beneidet. Im oft sehnsüchtig nach Süden blickenden Deutschland hat sich der spanische Begriff allgemein für Mittagsschlaf, Ruhe oder Entspannung eingebürgert.Überall in Deutschland? Nein, im deutschen Südwesten gibt es eine eigene Form der Siesta, die "Numme nit huddle"-Lebensart. Die Bewegungen werden langsamer, die Seele entspannt sich, die Gedanken schweifen und manchmal wird es Zeit für das "erschte Viertele". "Numme nit huddle", was im übertragenen Sinn soviel bedeutet wie "mach mal langsam", "in der Ruhe liegt die Kraft" oder "bloß nichts überstürzen", verteilt sich grundsätzlich über den ganzen Tag, ist weder temperatur- noch ortsgebunden.
Das Wort "huddle" für "hastig etwas tun" stammt vom mittelhochdeutschen "hader" für "Lumpen" oder "Lappen" ab. Die Bedeutung von "hudle" zu "hetzen, eilen und hasten" stammt aus dem Bäckereiwesen. Aus den mit Holz befeuerten Brennräumen mussten einst verkohlte Holzreste und Asche entfernt werden. Dazu wurden feuchte Hudel (Lumpen) zum Auswischen verwendet. Da der Brennraum stets sehr heiß war, musste man schnell arbeiten, woraus sich das Verb "huddle" in der Bedeutung von "beeilen" bildete. Nicht "huddle" bedeutet das Gegenteil, sich Zeit lassen.
Da diese Lumpen nach der Arbeit entsprechend mitgenommen aussahen, erhielt das Wort auch einen negativen Beigeschmack, im Sinne von schnell und überhastet arbeiten oder heruntergekommen bzw. verwahrlost sein. "Hudelei" bedeutet daher Schlamperei oder Pfuscherei, ein "Hudler" ist jemand, der nachlässig arbeitet, mancherorts auch ein Lump und Taugenichts.
Das man mit der Süd-Gemütlichkeit auch musikalisch durchstarten kann, bewies vor Jahren der Rapper MC Bruddaal. Mit seinem schwäbischen Song "No ned Hudla" und dem Refrain "No ned hudla, no no no ned hudla - s`wird scho - s`gaht vorbei - für Stress han I koi Zeit!" ist alles gesagt.
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