Tapas - eine kleine kulinarische Sprachreise
Tapas sind in Spanien kleine Portionen verschiedenster kalter oder warmer Speisen, die traditionell zu Getränken gereicht werden. Je nach Auswahl und Anzahl können sie als Vorspeise, Snack oder vollständige Mahlzeit dienen. Sie werden gemeinsam bestellt und geteilt - alles kommt in die Mitte des Tisches. Man probiert von allem, das Essen spielt die Nebenrolle, reden, diskutieren, lachen und die Gemeinschaft, stehen im Mittelpunkt.Die Ursprünge dieser kulinarischen Tradition lassen sich vermutlich auf einen alten Brauch zurückführen: Einst legte man kleine Brotstücke auf Gläser, um das Getränk vor Fliegen zu schützen. Daher leitet sich "Tapas" vom spanischen Verb "tapar" für "bedecken" oder "verschließen" ab. Der Begriff findet sich ebenso im Ausdruck "Tapón de barril", dem Zapfen eines Fasses.
Das spanische Wort "tapar" stammt allerdings nicht aus dem Spanischen, sondern leitet sich vom deutsch-germanischen Begriff "tappo" für "Zapfen" ab. Zugegeben, ohne sprachliche Kenntnisse, erkennt man es nicht auf den ersten Blick. Im Zuge der Völkerwanderung vor rund 1500 Jahren hierließen germanische Stämme kulturelle wie sprachliche Spuren auf der Iberischen Halbinsel.
In der deutschen Sprachentwicklung wurden viele Wörter, die einst mit "t" begannen - wie "tappo" - durch die hochdeutsche Lautverschiebung im Mittelalter verändert. Im spanischen Wort blieb das "t" und das "p" in "tapar" erhalten. Im Deutschen dagegen wurde aus dem "t" ein "z", aus dem "p" ein "pf".
So wurde aus germanisch "tappo" der "zapfo" und schließlich der heutige "Zapfen" - wie in Eiszapfen, Tannenzapfen oder … beim Bier zapfen. Denn die Redewendung "Bier zapfen" geht zurück auf den Zapfen als Holz- oder Korkverschluss, der in die Öffnung eines Fasses gesteckt wurde.
So gesehen gibt es auch "Schwarzwälder Tapas", zu deutsch Zapfen oder alemannisch "Zäpfle". Sie landen nur nicht auf dem Teller, sondern im "Fläschle", als "Rothaus Tannenzäpfle".
Anzeige




