Münsterturm Freiburg: Inschrift in gotischen Lettern
Bei einem Blick auf die Wand am Westportal des Freiburger Münsters kann man neben eingemeißelten Maßen für Brote, Längen, Ziegelsteine oder Zuber auch einige Inschriften entdecken, die bereits einige Jahrhunderte hier verewigt sind. Auf der rechten Seite findet sich eine Inschrift in gotischen Lettern aus dem 15. Jahrhundert, die Freiburger Markttermine festlegt. Wörtlich steht dort geschrieben: "Ein iar merkt wirdet vf de nechste mentag vn zistag nach sact niclaus kilwi. Und der and uf de nechste zistag vn mitwvche nach all heilige tag vn bed iarmerkt ei tag vor vn ei nach gevriet". Der Text am Freiburger Münster zeigt dabei alemannische Sprachmerkmale. Der Zistag, im heutigen Sprachgebrauch Zischdig oder in der deutschen Schriftsprache Dienstag genannt, ist eine Übersetzung des lateinischen Vorbilds "dies martis" - der Tag des Mars - in alemannische Kultur- und Sprachverhältnisse. Die Alemannen in Südbaden nahmen statt des römischen Kriegsgott Mars ihren eigenen Kriegsgott Ziu. Der typische alemannischer Wortschatz am Münster zeigt sich neben dem "Zistag" und in den Begriff "Kilwi" für Kirchweihe.Münsterturm Freiburg: Inschrift in gotischen Lettern
79098 Freiburg im Breisgau
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