Rebflurbereinigung am Kaiserstuhl
Der Optik, dem Charakter und dem Landschaftsbild des Kaiserstuhls widerfuhr in den 70igern des letzten Jahrhunderts ein gigantischer Veränderungsprozess. Waren seit Jahrhunderten kleine Terrassen und Lösshohlwege vorherrschend, verwandelte man den Kaiserstuhl in einen Berg mit großen Terrassen und zerstörte ganz nebenbei ein Großteil der Natur samt den schönen Hohlwegen. Grund waren die Verbesserung der ökonomischen Abläufe, also die Verringerung der Arbeitszeiten und die Erhöhung der Produktivität. Durch die großen Terrassen war es nun möglich, größere Maschinen einzusetzen und die Arbeitszeit um mehr als die Hälfte zu drücken. An vielen Orten begann in den letzten Jahren wieder ein Umdenken zu traditionellerem Weinanbau. Nicht nur, weil die großen "Industrieterrassen" die Kaiserstühler Winzerseele schmerzten, sondern vor allem, weil sich die versprochene Rentabilität sich nicht immer einstellte oder langfristig nicht einzuhalten ist.In den großen Terrassen ging teilweise die Sonneneinstrahlen pro Quadratmeter verloren und dies kostete schließlich manchem Winzer ein paar Öchsle.(Öchsle oder Öchslegrad ist ein nach dem deutschen Mechaniker Öchsle benanntes Maß für die Dichtebestimmung des Rebensaftes.) Auf der anderen Seite werden die Böden wesentlich stärker durch Maschineneinsatz belastet, und großflächige Monokulturen führen zu einem schnelleren Entzug der Bodennährstoffe. was wiederum mit Folgekosten verbunden ist (Einsatz von Dünger). Trotz aller Veränderungen hat der Kaiserstuhl dennoch eine Menge Identität und Tradition bewahrt, so dass noch immer die Maxime des deutschen Dichters Johann Wolfgang Goethe gilt: "Es ist ein glückliches Land, wo Wein vor der Kulisse des Schwarzwaldes reift".
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